Den Dschungel erlebte ich als ausgesprochen laut, in der Hitze der Wüsten war es schon stiller, aber hier im Schnee ist es wie ein Vakuum. Eis und Ruhe prägen die Gegend und die allgegenwärtige Gewissheit, dass rundherum Wildnis lebt. Echte Wildnis, ohne Wege, ohne Schilder, ohne Zäune, ohne Wanderwegenetz. Ja, ich bin Purist und ich liebe dieses Wissen um die Weite um mich herum! Die Stille, die mich immer wieder einlullt, wenn ich am Ufer über das Wasser und das Eis schaue, unterstreicht dieses Wissen - ununterbrochen. Nicht einmal der zehrende Wind, vor dem ich mehrfach gewarnt wurde, will sich einstellen. Es ist, als ob die Zeit stehen würde. Oder, um nochmal auf Escher zurück zu greifen - es ist, als ob ich mich durch ein Escher-Bild bewegen würde. (ich würde es "das Samstag-Bild" nennen) ;-D
Doch seit gestern Nachmittag habe ich Nachbarn. Sie haben sich in meinem 'Vorgarten' auf einer Eisscholle niedergelassen. Es sind viele. Sehr viele...! Soviel zum Thema Einsamkeit in der Arktis...! Meistens schweigen sie vor sich hin, komisches Völkchen. Manchmal kommt ein Spähtrupp zu mir geflogen, beäugt mich und pfeift mir seine Meinung zu meiner Anwesenheit. Ich sitze an der Küstenkante, in eine decke gehüllt, zweierlei bewaffnet, (Kamera und Waffe) Eisschollen und deren Bewohner beobachtend. Ein ganz normaler Tag am Badestrand eben...
"miäääh miäääh" pfeift mir da eine verdächtig nah kommende Möwe aus dem Spähtrupp zu. Nett, dieser arktische Nachbarschaftsstreit. Territorialverhalten gibt es also nicht nur in Kleingarten-Anlagen oder anderen menschlichen Kolonien!
Ein Vorgeschmack auf die wilden Kämpfe der Arktischen Seeschwalbe, die da noch kommen werden...zu gegebener Zeit mehr dazu!
Bisher habe ich die Zeit am 'Vorgarten-Strand' unbeschadet überstanden. Weder Brut verteidigende Seeschwalben, noch hungrige Eisbären wollten mir ans Leder...nur das ein oder andere dahertrottende Rentier hat mich aufhorchen lassen.
Fazit: Hurra, ich lebe noch!!! :-D
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